Weg-Wort vom 23. November 2020
Ich weiss einiges und doch gibt es sehr viel mehr, das ich nicht weiss. Egal, wieviel ich weiss, das Nichtwissen ist immer grösser.
Goethe beschreibt diese Erfahrung in Faust:

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„Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heissem Bemühn.
Da steh‘ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!“
Ein Sprichwort besagt: „Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.“ Was ich witziger finde, ist ein Spruch meiner Mutter: „Männer dürfen alles essen, aber nicht alles wissen.“ So oder so, es bleibt die Frage: Ist es ein Schaden, dass ich soviel nicht weiss oder ist es ein Glück?
Gut schweizerisch schlage ich einen Kompromiss vor: Es ist ein Schaden und zugleich ein Glück! Das rechte Mass ist wichtig und vor allem der gute Umgang mit meinem Wissen und Nichtwissen.
Mein Wissen kann ich vertiefen, ausbauen, mich informieren, lesen, lernen, üben. Und das Lernen ist eine Angelegenheit, die mich ein Leben lang beschäftigt. Als Kind lernen wir in der Schule, später machen wir Weiterbildungen, ganz viel aber lehrt uns das Leben. Die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen und ein Leben lang neugierig zu bleiben, ist so wichtig, wie sich einzugestehen, dass wir nie alles wissen können und müssen.
Dietrich Bonhoeffer sagte dazu:
«Den grössten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.»