Weg-Wort vom 28. September 2020
Wie kommen wir dahin glücklich zu sein? Ein Bildwort des indischen Jesuiten Anthony de Mello, der christlichen Glauben mit östlicher Weisheit verband, schenkt uns einen bedenkenswerten Hinweis:

Bild von Frank Winkler auf Pixabay
„Das Glück ist ein Schmetterling.
Jage ihm nach, und er entwischt dir.
Setz dich hin, und er lässt sich
auf deiner Schulter nieder.“
Es gibt über das Glück ja viele Sprichwörter. Manche unterstreichen dessen Unverfügbarkeit und Vergänglichkeit, etwa „Glück und Glas, wie leicht bricht das.“ Andere betonen den eigenen Beitrag, den man zum Glücklichsein zu leisten hat, wie „Jeder ist seines Glückes Schmied.“
Das Bild vom Schmetterling erscheint mir passend, um Eigenschaften des Glücks zu verdeutlichen. Schmetterlinge sind zarte und empfindliche lebendige Wesen. Einen auf Dauer festhalten zu wollen, würde ihn kaputtmachen. Überhaupt ist er mit aller Anstrengung kaum einzufangen, und es besteht die Gefahr, dass man stolpert und zu Boden fällt. So führt die hektische Jagd nach dem Glück eher von diesem weg.
Für mein Glück kann ich dennoch einiges tun. Ich kann ihm Raum schaffen und meine Seele zur Ruhe führen. Solange mich der Verstand auf Trab hält, vor allem durch Ablenkungen, Ängste und Urteile, wird das Glück bei mir nicht landen. Übe ich, mich von Erwartungen und Mangeldenken zu lösen, im Hier und Jetzt aufmerksam und sachte zu sein, dann entdecke ich mehr und mehr Gutes, das ich bereits habe. So unkomfortabel Stille anfänglich sein mag: Sie ist die Tür zur Erkenntnis, dass Glück mir immer ganz nahe ist.