Weg-Wort vom 21. Juli 2020
Vor zwei Wochen habe ich geschrieben, dass Gehen dem Menschen nicht nur in körperlicher sondern auch seelischer und geistiger Hinsicht gut tut. Am vergangenen Sonntag probierte ich nun selbst aus, wie es ist, das Gehen in meinen Alltag zu integrieren. Ich machte mich zu Fuß auf den Weg zu meiner Arbeit in der Bahnhofkirche.
Normalerweise fahre ich mit dem Velo zum Bahnhof meines Wohnortes. Dann bringt mich der Zug mit einer Fahrzeit von 20 Minuten zum Hauptbahnhof Zürich. Der Gedanke, diese Strecke einmal ohne «Verkehrsmittel» zurückzulegen, versetzte mich in eine angeregte und erwartungsvolle Stimmung. Einfach meine Wohnung verlassen und loslaufen. Ein Hauch von Abenteuer lag in der Luft. Welches ist der beste Weg? Wird die Zeit reichen, die ich dafür eingeplant habe?

Lange Schatten am frühen Morgen beim Losgehen.
Kurz vor 7 Uhr verliess ich das Haus. Obwohl ich die Umgebung kannte, nahm ich alles mit wacheren Sinnen wahr als sonst. Jemand hatte bereits die Wiese neben dem Bahngleis gemäht. Das Gras, nass vom Tau, duftete intensiv. Es dauerte nicht lange, und ich ging auf Wegen, die ich bisher noch nie gegangen war, obwohl ich schon seit 25 Jahren in diesem Ort wohne! Aber auch an mir bekannten Abschnitten entdeckte ich Neues. Je langsamer man sich fortbewegt, um so intensiver nimmt man die Umgebung wahr.
Nach zweieinhalb Stunden Marschzeit kam ich im Hauptbahnhof an.
Mein Persönliches Fazit: Man findet den Weg, indem man ihn geht.
Ich werde auch in Zukunft diesen Weg wieder gehen und bin gespannt, was ich dabei zu anderen Tages- und Jahreszeiten alles erlebe.