Weg-Wort vom 6. Dezember 2019
Im Südwesten der Türkei, in unmittelbarer Nähe zum Mittelmeer, befindet sich die Stadt Demre. In der Antike lag dort die bedeutende Stadt Myra, ein Handelsort mit einem prunkvollen Artemis-Tempel und einem riesigen Kornspeicher. Bekannt geblieben ist diese Stadt vor allem aufgrund des Mannes, dessen Gedenktag die christlichen Kirchen heute feiern.

Nikolausstatue in Demre (Bild: Mikhail Deynekin)
Samichlaus, Santa Claus, Weihnachtsmann: Sie lassen sich zurückführen auf Nikolaus, der in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts als Bischof in Myra wirkte. Er war sich der Macht und Würde seines Amtes bewusst, machte mit seinem diplomatischen Geschick Eindruck und beteiligte sich leidenschaftlich an den theologischen Auseinandersetzungen seiner Zeit.
Zugleich blieb er ein Mensch, der auf sein Herz hörte, den das Leid der Mitmenschen berührte, der materielle Güter dazu verwendete, Not zu lindern und Menschen zu unterstützen. Sein Erbe verschenkte er an die Armen. Mehrere junge Frauen bewahrte er vor der Prostitution, indem er für deren Mitgift sorgte. Bei einer Hungersnot organisierte er Getreide für die Bevölkerung. Er war bekannt als zugänglicher, gerechter und menschenfreundlicher Bischof.
Als ein führender Mann lebte und wirkte er so, wie Menschen es sich ersehnen. Schon bald begann seine Verehrung, und Legenden rankten sich um seine Person. Die Erinnerung an ihn steht im Hintergrund, wenn der Samichlaus Kindern wohlwollend ins Gewissen redet und kleine Geschenke verteilt, oder wenn wir heute zusammensitzen und miteinander Mandarinen und Nüsse teilen. Vor allem lädt sein Gedenktag dazu ein, uns von der Herzenswärme des Heiligen von Myra inspirieren und anstecken zu lassen.