Weg-Wort vom 14. Oktober 2019
Lange Zeit hatte ich „nur“ den einen Spiegel im Badezimmer über dem Lavabo. Mir genügte das. Dann war meine Schwester zu Besuch und machte sich fein für ein Klassentreffen. Ich versicherte ihr, dass das Kleid sitzt und die Schuhe passen. Das war ihr aber nicht genug. Sie brauchte einen Spiegel, in welchem man sich von Kopf bis Fuss sehen kann. Keinen Monat später, brachte sie mir einen solchen Spiegel, der jetzt bei mir im Eingang hängt. Ja, und ich habe mir angewöhnt, einen Kontrollblick in den Spiegel zu werfen bevor ich aus dem Haus gehe.
Machen Sie das auch?
Kann man den Blick in den Spiegel auch ersetzen?
Sich einfach schön fühlen?
Sich in Begegnungen gespiegelt und geliebt wissen?
„Wie sich im Wasser das Angesicht spiegelt,
so ein Mensch im Herzen des andern.“ (Spr 27,19)
Dazu eine Geschichte vom griechischen Fabeldichter Äsop:
„Äsop sass an der Strasse nach Athen. Ein Reisender fragt ihn: ‚Wie sind die Leute in Athen?‘ Äsop antwortet mit einer Gegenfrage: ‚Sag mir zuerst, wo du herkommst, und wie sind die Leute dort?‘ ‚Ich komme aus Argos, dort sind die Leute unfreundlich, ungerecht und streitsüchtig, deshalb ging ich fort.‘ ‚Schade, denn die Leute in Athen sind genau gleich.‘
Etwas später kam ein Reisender vorbei, und auch er stellte dieselbe Frage. Als Äsop sich bei ihm erkundigte woher er komme, begann dieser zu schwärmen: ‚Ich komme aus Argos, dort sind die Leute herzlich, offen und gastfreundlich!‘ ‚Schön‘, lächelte Äsop, ‚denn die Leute in Athen sind genau gleich.'“
Freuen Sie sich an Ihren Spiegeln, an Ihrem Spiegelbild und freuen Sie sich auf Begegnungen in denen Sie sich „gespiegelt“ und geliebt wissen.