Weg-Wort vom 2. Oktober 2019

©Brett Jordan, pexels.com
Schon als Kind habe ich im Abschied vom Sommer und im Übergang zum Herbst den Abschied vom Leben überhaupt geahnt. Der Herbstanfang hat mich immer mit dieser doppelten Wehmut erfüllt. Meine Freundinnen haben in den Laubhaufen herumgetollt und ich habe angesichts der herabfallenden Blätter gedacht: Es ist unabänderlich, eines Tages werden Menschen sterben, die ich liebhabe und eines Tages werde ich sterben.
Zu präsent waren in meiner Familie die im Krieg gefallenen Freunde meines Vaters und ein Bruder, der vor mir geboren und gestorben ist, als dass ich mich dem hätte entziehen können. Ein Psalm im Alten Testament empfiehlt uns sogar das Nachdenken über unseren eigenen Abgang: Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.
Die Klugheit die ich daraus gewonnen habe ist die, dass ich zwar in vielen Bereichen selbstbestimmt leben kann, aber bei den Jahreszeiten und dem Tod ist das anders. Ich kann keinen Einfluss nehmen. Ich muss sie geschehen lassen und zustimmen. So ist das und so wird das sein: die Tage werden kürzer und kälter, die Bäume werden kahl, der Wind weht kühler, mein Tod wird kommen.
Jesus bietet zum Thema Tod keine Aussicht auf Klugheit, sondern das Versprechen, dass er mein Ich erhält: Ich gebe ihnen das ewige Leben, und niemand wird sie aus meiner Hand reissen (Johannes 10).
Eine Garantie, dass das so sein, wird habe ich nicht, aber das Gleichnis, das mir der Herbst Jahr für Jahr bietet und das zu Erfahrung geworden ist: Die Vögel fressen jetzt die roten Beeren der Eberesche, so werden sie verbreitet und an einem anderen Ort wird ein neuer Baum heranwachsen.