Weg-Wort vom 25. September 2019
„Kannst du heute bitte noch vorbei kommen? Herrn C. geht es schlecht. Wir glauben, dass er bald sterben wird.“
Für ein halbes Jahr mache ich eine Seelsorgevertretung in einem Pflegezentrum.
Die Abteilung D betreut Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Ein- bis zweimal pro Monat stirbt hier jemand.
H., die stellvertretende Stationsleiterin, ist in Palliative Care weitergebildet und für die Sterbebegleitung verantwortlich. Sie kontaktiert mich regelmässig.
Jetzt führt sie mich zu Herrn C. Er liegt ganz still da und wirkt entspannt. Sein Bett ist frisch bezogen. Aus einem Radio erklingt Ländlermusik.
„Er hat selber Schwyzerörgeli gespielt“, erklärt H.
Auf dem Tisch liegen eine Bibel und ein Buch mit Gebeten und Kirchenliedern. „Von den Angehörigen. Wir lesen ihm daraus vor.“
„Ich finde das beeindruckend, wie sehr du dich um die spirituellen Bedürfnisse der Bewohner kümmerst“, sage ich. „Das ist nicht selbstverständlich.“
„Der Glaube ist doch wichtig“, antwortet H. „Ich wünsche mir auch, dass man so etwas für mich tut, wenn ich einmal sterben muss.“
Und ich hoffe, dass H. der Abteilung noch lange erhalten bleibt. Sie tut den Bewohnerinnen und Bewohnern einfach gut. Und von den Mitarbeitenden wird sie sehr geschätzt. Ein echtes Vorbild.
H.s Name ist übrigens Hanifa. Sie ist Muslima. Und – ja – sie trägt ein Kopftuch.