Weg-Wort vom 28. August 2019
Als er fünfzehn war, bekehrte er sich. Er war dann eine Zeit lang Mitglied in einer Freikirche. Drei Jahre später wurde ihm klar, dass er damals vor allem einen Halt in dieser Gemeinschaft gesucht hatte, weil er sich so unsicher und verloren fühlte, auf der Welt. Da verwarf er den Glauben wieder.
Später verliebte er sich in eine Buddhistin. Durch sie lernte er die Meditation kennen und begann, sich intensiv mit Buddhismus auseinanderzusetzen.
Er heiratete, Kinder kamen, er war beruflich ausserordentlich gefordert, und Spiritualität, Glaube, Kirche rutschten in den Hintergrund.
Eines Tages wurde seine Stelle gestrichen. In seinem Alter hatte er auf dem Arbeitsmarkt kaum mehr eine Chance. Da begriff er, wie brüchig die Fundamente unserer Existenz sind und wie wenig wir selbst im Griff haben.
In den Jahren seither ist ihm der Glaube neu aufgegangen. Er sagt: „Ich habe dieses Grundgefühl, dass Gott mich trägt. Und ich vertraue darauf, dass dieser Gott an mich glaubt, wo ich doch so oft nicht an mich glauben kann und am Leben zweifle. Was ich zu alldem beigetragen habe? Habe ich Gott gesucht? Ich würde sagen, der Glaube ist mir geschehen, durch andere Menschen, prägende Erfahrungen, Enttäuschungen. Jede Episode war wichtig, die ‚Bekehrung‘ nicht mehr als das Meditieren. Jede hat zu meinem heutigen Glauben beigetragen.
Und warum eigentlich sollte ich jemanden suchen, von dem ich schon längstens gefunden worden bin?“