Weg-Wort vom 6. August 2019
Neulich stellte ich an einem schönen und sonnigen Tag die beiden Wäschespinnen vor dem Haus auf, um die Wäsche an der frischen Luft trocknen zu lassen. Ein Nachbar kam vorbei und sagte: «Na, musst Du heute alles ganz alleine machen?»
Ich weiss nicht mehr, was ich ihm geantwortet habe. Auf jeden Fall hat mich seine Bemerkung irritiert.
Von seinen Prinzipien ist mein Nachbar bestimmt für Gleichberechtigung. Aber in dieser konkreten Situation hatte ich den Eindruck, dass es für ihn immer noch etwas Besonderes ist, dass ein Mann Wäsche aufhängt. So jedenfalls ist bei mir seine Bemerkung angekommen. Bei Männern wird Hausarbeit kommentiert, bei Frauen wird sie vorausgesetzt. Das erlebe ich als Mann immer wieder.
In so einer Situation stehen konkrete Einzelaussagen in einem Widerspruch zu grundsätzlichen Überlegungen. Das ist schon bei Paulus im Neuen Testament so. An die Christen in Galatien schreibt er: «Da ist nicht Mann und Frau. Denn ihr seid alle eins in Christus Jesus.» Aber bei anderen Stellen schlägt doch wieder die von seiner Herkunft geprägte Haltung durch. Die Gemeinde in Korinth versucht er jedenfalls davon zu überzeugen, dass die Frauen sich den Männern unterordnen sollen und in den Versammlungen auf keinen Fall das Wort ergreifen dürfen.
Ja, ich habe an jenem Tag die Wäsche ganz alleine gewaschen, aufgehängt und auch wieder abgenommen. Meine Frau war nämlich verreist. Ich habe es gerne gemacht. Ich liebe Wäsche, die an der Sonne vom Wind getrocknet wurde!