Weg-Wort vom 24. Juli 2019
Ich habe letzthin eine kleine, etwas einfache witzige Geschichte gelesen. Ein junges Pärchen bezog eine neue Wohnung. Die beiden sitzen beim Frühstück in der Küche. Da fällt der Blick der jungen Frau auf die Nachbarin, die gerade Wäsche aufhängt, und sagt zu ihrem Mann: „Schau dir mal die Wäsche unserer neuen Nachbarin an. Das soll sauber sein? Sie sollte sich wirklich mehr Mühe geben oder wenigstens ein besseres Waschmittel verwenden.“
Am nächsten Waschtag ergibt sich dasselbe Bild. Die Wäschestücke sind nicht richtig sauber. „Vielleicht sollte ich ihr mein bewährtes Waschmittel empfehlen!“ sagt die Frau. Aber wie so häufig im Leben bleibt es beim Vorsatz. Doch eines Morgens staunt die junge Frau nicht schlecht, als sie wieder einmal die Nachbarin beim Aufhängen der Wäsche beobachtet. Die Wäsche ist fleckenlos. „Warst du etwa bei ihr und hast ihr ein anderes Waschmittel empfohlen?“ fragt sie ihren Mann. Der lacht und sagt: „Aber nein, das würde ich doch niemals tun. Ich habe nur – unser Küchenfenster geputzt.“
Diese kleine Anekdote hat ihren Reiz dadurch, dass sie uns auf lustige Art einiges über unsere Sichtweise klarmacht. Jesus sagte: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Mitmenschen, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Du Scheinheiliger“. Wer selber keine saubere Brille hat, sieht überall Schmutz in der Welt. Oder wie es die witzige Wäschegeschichte gezeigt hat: Es ist gut, zuerst die Fenster des eigenen Lebenshauses zu putzen, bevor man über andere urteilt.