Jemand sagte mir vor kurzem: „Ich lese keine Zeitung mehr, das bedrückt mich zu sehr. Auch die Nachrichten am Radio und im Fernsehen lass ich aus. Ich will gar nichts wissen.“
Wie oft sage ich: „Ich weiss es nicht“. Ist es nicht eine gängige Antwort wenn man sich der Realität verweigern will. Aber manchmal auch eine gerechtfertigte Antwort in dieser komplexen Welt. Wenn aber das Nicht-Wissen-wollen eine Ausflucht ist, ein nicht Hinsehen–wollen auf das Elend, weil das Elend mich herausfordert und mich aufruft meine Komfortzone zu verlassen, dann muss ich mein Nichtwissen überdenken.
„Ich weiss es nicht “ könnte man aber auch als älteste Ausrede der Menschheit anschauen. Als Gott Kain fragte: wo ist dein Bruder? Antwortete dieser: „Ich weiss es nicht “ das war allerdings nicht richtig, denn Kain hatte seinen Bruder aus Eifersucht erschlagen und wusste sehr wohl, wo er ist.
Wir haben niemanden erschlagen, aber die Antwort „Ich weiss es nicht“ kann dennoch fatale Folgen haben. Wenn wir uns weigern der Realität ins Gesicht zu schauen verhindern wir vielleicht Veränderungen, welche Leben retten könnten. Zum Beispiel beim Klima. Oder im zwischenmenschlichen Bereich. Wenn ich nicht wissen will, was einen Menschen bedrückt, treibe ich ihn noch mehr in die Isolation.
Wir müssen nicht alles wissen, dazu ist die Welt zu komplex. Aber behalten wir unsere Neugierde, die uns nach den Zusammenhängen fragen und so auch Antworten finden lässt. Dann müssen wir Gott nicht Antworten wie Kain, sondern können sagen: Gott wir haben getan was wir konnten, nun hilf du unserem Bemühen zur Vollendung.