Es passte wohl in unsere Zeit des Aufbruchs und des Wiederaufbaus einer friedlicheren Welt. 1956 wurde die 5. Serie der Schweizer Banknoten gedruckt und unters Volk gebracht. An keine der Noten, die bis heute gestaltet und gedruckt worden sind, kann ich mich so gut erinnern, wie an die damalige Hunderternote, auch wenn ich sie nur sehr selten zu Gesicht bekam. Da war einmal ihre Grösse: Fast wie ein Taschentuch, so gross war sie. Aber erst die Rückseite brannte sich in mein Gedächtnis ein. Die wohl berühmteste Tat von Martin von Tours war darauf abgebildet:
Er teilt seinen Soldatenmantel mit einem Bedürftigen. Ausgelacht wurde der damals 18-jährige römische Soldat – so die Legende. Dass Christus ihm nachher im Traum begegnete und sagte, Martin habe ihn in der Gestalt des Bedürftigen gekleidet und gewärmt, half wohl mit seinen Weg hin zum christlichen Glauben zu gehen.
Martini erinnert uns an diesen besonderen Bischof. Die Lacher von damals sind im Dunkel der Geschichte verschwunden. St. Martin lebt bis heute weiter. Er hat es bis auf die Rückseite einer Schweizer Banknote geschafft. Als Kehrseite von Vermögen ist er ein Mahnmal dafür, wofür Geld nützlich ist, welche Verantwortung der Besitz eines so grossen Geldscheins mit sich bringt. Heute fehlt der Martin nicht nur auf dem Geldschein, er fehlt oft auch in den Herzen.
Müssen wir wirklich darüber abstimmen, ob wir gütig, menschlich, christlich und fürsorglich sein wollen? Nächstenliebe gehört zu unseren existentiellen Werten oder haben wir als Christen etwas anderes gelernt? Darum: Wer über Nächstenliebe demokratisch abstimmen lassen will, muss sich ernsthaft fragen: „Stehe ich noch auf christlichem Grund?“
Ich vermisse den Martin nicht nur auf dem Geldschein.
Er machte sichtbar, was die Kehrseite von Geld und Macht zu sein hat.