Ich kann Sie trösten. Ich kenne ihn auch nicht. Ein Zeitungsartikel (Tagesanzeiger, 8.10.18, Seite 27) hat mir seine Sichtweise auf unsere Gesellschaft näher gebracht. David Graeber „lehrt an der London School of Economics“. Der amerikanische Anthropologe wird als Anarchist und Aktivist und Bestseller-Autor vorgestellt. Das alles hätte mich nicht aus den Socken gehauen, wenn er nicht Folgendes gesagt hätte: „Ein Ökonom hat kürzlich bestätigt, dass je grösser der Nutzen für andere ist, umso schlechter werden die Jobs bezahlt.“ Damit sind Pflegende in Spitälern, auch Lehrer und Lehrerinnen gemeint, weil Edelmut und soziales Engagement „Man machts ja gern“ sicher nicht so teuer sein muss. Christliche Nächstenliebe muss ja auch nichts kosten.
Erzählungen von Pflegenden, denen vor lauter Bürokratie die Zeit für die Patienten je länger je mehr fehlt, bestätigen den Eindruck. Eine Umfrage von „Yougov, eines der grössten Umfrageinstitute in Grossbritannien, konfrontierte Leute“ mit der Frage, „ob ihr Job einen sinnvollen Beitrag für die Welt leiste: 37 Prozent gaben an, dass sie dies nicht so sehen.“
Graeber war überrascht über den hohen Anteil, fast doppelt so hoch wie seine Vermutung. Wenn Arbeit Sinn stiftet, dann müsste der Anteil derer, die in ihrer Arbeit wenig bis keinen Sinn sehen viel kleiner sein. Wenn nach seinen Aussagen sinnstiftende Arbeit schlecht bezahlt und sinnlose Arbeit gut bezahlt wird, dann stimmt etwas in unserem System nicht, ein Ausweg daraus könnte das bedingungslose Grundeinkommen sein. Es hat ja auch kein Armer, sondern der reiche Jüngling Jesus gefragt, wie er das ewige Leben erlangen könnte. Lesen Sie selbst im Markus-Evangelium, Kapitel 10, 17-27.