Jetzt kommen sie wieder, die Schauspiele der Natur. Oder wie haben wir früher mit Innbrunst gesungen: „Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder, und der Herbst beginnt.“ Der Herbst in der Natur ist traumhaft, die ganze Fülle an Farben, aber auch an Ernte. Das pralle Leben sozusagen.
Den Herbst des menschlichen Lebens erleben wir oft anders: Gebrechen, Schmerzen und Krankheit. Nichts von Farben und Fülle des Lebens. Zugegeben es ist mühsam, wenn man die Kräfte schwinden sieht, wenn Dinge nicht mehr möglich sind, die bis vor kurzem Spass gemacht haben. Und sagte nicht selbst der Psalmist: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon.“
Aber es gibt auch die andere Sichtweise. Die Ernte des Lebens als dankbares Zurückblicken und Abschiednehmen. Wie oft wusste ich mich behütet und begleitet im Leben, wie oft hatte ich zu danken und wie oft durfte ich Staunen. Und plötzlich wird das Zurückblicken zum farbigen Schauspiel und zur dankbaren Ernte.
Das Schwere und Traurige muss ich nicht weg reden, es ist und war da. Es gehört zu mir, ist eine Farbe der vielen Farben, welche mein Leben ausmacht. Wie in der Natur, da gibt es auch braun- und Grautöne. Oder wie singt der Psalmist auch noch: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser…Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“